Gemeinde

AMBERG

im Unterallgäu

Chronik von Amberg

Das Gemeindewappen

Beschreibung:

Über einem blauen Schildfuß, darin konzentrische silberne Bögen, sieht man einen Schild. Dieser ist gespalten in Silber und Rot mit einer heraldischen Lilie in vertauschten Farben.

Erklärung:

Der Ort Amberg war im 16. Jahrhundert im Besitz der bedeutenden Augsburger Patrizierfamilie Welser, aus deren Wappen die heraldische Lilie übernommen wurde. Die Farben Weiß und Rot weisen auf das Bistum Augsburg, der Schildfuß mit den Funkwellen auf die überwiegend auf Amberger Flur erbaute Kurzwellen-Großsendeanlage "Wertachtal" hin (aus "Amberg, Chronik eines schwäbischen Dorfes", Hans Ruf 1979).
Die Gemeinde führt das Wappen seit 1978.

 

Geschichtlicher Überblick

Vermutlich handelt es sich bei der Entstehung Ambergs ("Berg mit Auen" oder "Berg an der Aue") um eine späte Rodungssiedlung.

Das erste Mal erwähnt wird der Ort "Vmberch" in einer Urkunde von 1170 als welfisches Gut. Ein Dienstmann Heinricus de Ebene übergab dabei ein von Herzog Welf VI. zu Lehen rührendes "praedium", ein als Bürgschaft angenommenes Gut, dem 1067 gestifteten Kloster Rottenbuch. Nach etlichen Eigentums-Wechseln gelangte das Dorf 1540 an Bartholomäus Welser. Damit begann ein bedeutender Abschnitt in der Geschichte Ambergs, trieb doch Welser als eine der bedeutendsten Persönlichkeiten seiner Epoche als kaufmännischer Leiter des größten kontinentalen Seehandelsunternehmens, der Augsburger Welser-Gesellschaft, weltweit Handel. Er ließ nicht nur 1557 das Amberger Schloß erbauen, sondern schon im selben Jahr seinen Sohn Leonhard in der Familiengruft der Amberger Pfarrkirche bestatten. 1561 verstarb er selbst in seinem Altersruhesitz Amberg und wurde in der Gruft zur letzten Ruhe gebettet.

Das als Alterssitz von Bartholomäus Welser erbaute Schloß stand 100 Meter nördlich der Pfarrkirche neben dem Schwaiggut. Eine ausführliche Beschreibung des dreigeschossigen Satteldach-Baues ist in einer Urkunde von 1592 überliefert.

Welsers Erben veräußerten den Besitz 1601, es folgten weitere Besitzwechsel. Um 1775 begann der Abbruch des Schlosses, der sich über Jahrzehnte hinzog. Heute befinden sich zwei Bauernhöfe an seiner Stelle.

In einer Grundbeschreibung von 1781 besteht das Pfarrdorf aus 64 Anwesen: dem obersten Lehenhof (Schwaiggut), zwölf Höfen, die zum Pfleggericht Türkheim gehören, 47 Eigengütern oder Sölden, der Gemeindeschmiede, der Pfarrkirche, dem Pfarrhof und dem Mesnerhaus. Von 1850 an erhöht sich die Zahl wesentlich (1864: 85 Häuser). Im Jahre 1810 zählt Amberg 280 Einwohner, 1939 618, 1964 757 und heute 1305.

Im Südosten des Ortes entwickelte sich eine ansehnliche "Südsiedlung".

Bedeutende aus dem Ort hervorgegangene Persönlichkeiten sind Anton Städele (1873-1956), der Redakteur der "Neuen freien Volkszeitung" in München, Mitglied des Bundesvorstandes des Bayerischen Bauernbundes und Landtagsabgeordneter war, und Altarbauer Paul Gedler (1715-1790). Letzterem sind bedeutende Altarwerke im schwäbischen Bereich, so auch die Seitenaltäre und die Kanzel der Amberger Pfarrkirche (um 1765) zuzuschreiben.

Eine unerfreuliche Berühmtheit erlangte der im Gefolge des "Bayerischen Hiasls" wildernde und raubende Josef Porth, kurz "Amberger Seppl" genannt. Er wurde 1771 mit dem Hiasl in Osterzell gefangengenommen, konnte aber aus dem Gefängnis in Dillingen entkommen und starb 1776 in seinem Heimatort an einer Epidemie.

Um die Jahrhundertwende vom 18. zum 19. Jahrhundert wurde Amberg mehrfach von kriegerischen Ereignissen heimgesucht:
1798 von der Einquartierung der Condé'schen Truppen, 1799 von kaiserlichen und französischen Durchzügen, Requirierungen, Beschlagnahmen und Vorspanndiensten.
Von den Napoleonischen Kriegen kehrten sieben Amberger nicht mehr zurück. Im Krieg gegen Frankreich 1870/71 fielen zwei Amberger bei Orléans, im Ersten Weltkrieg 22, im Zweiten Weltkrieg 57 Soldaten. Die Gefallenen der Gemeinde wurden 1952 mit der Errichtung eines würdigen Denkmals geehrt.

Pfarrkirche "Mariä Heimsuchung":
Die frühesten Zeugnisse unserer Kirche reichen zurück in das Jahr 1249, als der damalige Inhaber der Ortschaft Amberg, Hans von Waal, einen Vorgängerbau des heutigen Kirchengebäudes errichtete und auf das Patrozinium des "Johannes des Täufers" weihen ließ. Die Chronik belegt, dass das Patrozinium 150 Jahre später am 1.9.1399 in "Mariä Heimsuchung" geändert wurde.

Nachdem der Augsburger Patrizier Bartholomäus Welser, der sich inzwischen nördlich der Kirche ein Schloss als Altersruhesitz hatte errichten lassen, nach der glücklichen Niederkunft seiner Frau die Figur "Maria im Wochenbett" stiftete, entwickelte sich eine rege Wallfahrtstätigkeit in Amberg, die bis ins 19. Jahrhundert andauerte. Die Gruft der Familie Welser befindet sich vor dem heutigen Marienaltar und ist nicht mehr begehbar. 

Der vormalige spätromanische Kirchenbau war im 15. Jahrhundert größtenteils abgetragen worden. Unter Verwendung der alten Baumaterialien (Fundament) wurde er nunmehr im gotischen Stil neu errichtet. Mit dem beginnenden 18. Jahrhundert wurde die Kirche dem Zeitgeschmack entsprechend barockisiert. In den Jahren 1863 - 1865 musste die Kirche, da dem Einsturz nahe, grundlegend erneuert werden.

Der noch heute vorhandene Hochaltar stammt aus dem Jahre 1680. Die beiden Seitenaltäre und die Kanzel wurden von dem Amberger Kunstschreiner Paul Gedler um 1765 geschaffen.

Im Jahr 2000 feierte die Pfarrgemeinde offiziell ihr 750jähriges Bestehen und 600 Jahre Patrozinium "Mariä Heimsuchung". Mit der Weihe von Altar, Ambo und Taufbrunnen durch Weihbischof Ziegelbauer wurde gleichzeitig eine neuerliche, mehrjährige Sanierung abgeschlossen. Diese umfasste zunächst die Sakristei und den gesamten Dachstuhl. Dann wurde die Kirche neu ausgemalt und die Altäre, Figuren und Orgel ausgebessert. Ein neuer, zur Einrichtung passender Beichtstuhl wurde aufgestellt. Krönung der Renovierungsarbeiten aber war der neue steinerne Altar (gestaltet vom Türkheimer Steinmetz Schröder), der nun den zur Kirche passenden und doch zeitgemäßen Mittelpunkt unserer Gottesdienste bildet.

(Quellen: "Amberg, Chronik eines schwäbischen Dorfes", Hans Ruf 1979. "Landkreis Unterallgäu", Bd.II; Hrsg. Landkreis Unterallgäu 1987. Text aus dem Begrüßungsheft der Pfarrgemeinde Amberg)

Historische Ansichten

1. Der Landkreis Unterallgäu hat 1998 einen Bildband "Postkartengrüße aus dem Landkreis Unterallgäu" herausgegeben. Diesem Buch sind die zwei Postkartenansichten von Amberg entnommen (mit freundlicher Genehmigung).
Ein Mausklick auf die jeweilige Abbildung öffnet eine vergrößerte Ansicht. 

2. Das Bayerische Landesamt für Vermessung und Geoinformation verfügt über sog. "Uraufnahme-Blätter" von vielen bayerischen Gemeinden, die beim Amt erworben werden können.

Auch von Amberg existiert ein "Ortsblatt" aus dem Jahr 1818, dieses stellt V. Falck mit freundlicher Genehmigung des Landesamtes hier zur Verfügung.
Das Ortsblatt wird durch überfahren des Mauszeigers als Vergrößerung angezeigt. 

Die Erläuterung zur Entstehung der historischen Blätter sowie die zugehörige Zeichenerklärung können als PDF abgerufen werden.